Die Farblosigkeit des Krieges
Arkadi Babtschenko: Ein guter Ort zum Sterben
Wiener Zeitung, Juli 2009
In „Ein guter Ort zum Sterben“ hat der Krieg jede Farbe verloren. Die lakonische Novelle ist ein beklemmendes Stillleben über die Banalität von Dreck, Kälte, Durst, Erschöpfung, überreizter Abstumpfung. Und über Todesangst, die den Protagonisten als Rädchen in einer verwahrlosten Eroberungsarmee zwingt, den Tod eines Greises und eines kleinen Mädchens zu verursachen.
„Aus dem Tschetschenienkrieg bin ich eigentlich nicht zurückgekehrt, ich bin dort verschollen“, schreibt Babtschenko, der den ersten Krieg als neunzehnjähriger Rekrut erlebte, den zweiten als Söldner. „Tote Augen schauen nicht, sie stehen einfach offen“, heißt es an einer Stelle: nicht aber über Ermordete, sondern über den leeren Blick von Kameraden. Beim Leser bleibt ein Gefühl von Lähmung zurück, wie die Kruste aus Schlamm und Schuldgefühlen beim Protagonisten.
Rowohlt Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783871346415
124 Seiten, 14.90 €