Spiegelmomente
Angelika Overath: Flughafenfische
Wiener Zeitung, September 2009
Ein Flughafen, ein Aquarium als Spiegel und Metapher: Menschenschwärme, gleich bunten Fischen, treffen nicht aufeinander, gleiten vielmehr unter sirrenden Anzeigentafeln aneinander vorbei. Angelika Overath zaubert aus Transiträumen eine Textlandschaft, ein poetisches Zwischenreich, bebildert es mit Entwürfen der Stille: zwei Glasboxen, eine für Fische, eine für Raucher. Dort krallt sich ein alternder Professor an Zigarette, Whiskyflasche und spiegelt sein Ich in einem Monolog, nachdem ihn seine Frau per sms verlassen hat.
Hier ein Ende, da erstes Abtasten: eine vielfliegende, bildermüde Fotoreporterin und ein Nie-Flieger, ein scheuer Meeresbiologe, der sich um den blauen Mikrokosmos eines riesigen Aquariums kümmert. Die beiden einander so Fremden plaudern sich in eine Vertrautheit, „weich wie ein Wimpernschlag“. Overaths Stärke liegt nicht in geschliffenen Diskursen – sie bezaubert mit Reportagen der Intimität. Für einen Auszug aus „Flughafenfische“ hat sie beim Bachmann-Wettbewerb 2006 den Ernst-Willner-Preis gewonnen. Nun ist dieser Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert.