Kim Thúy: Der Klang der Fremde

Verstummte Stimme

Kim Thúy: Der Klang der Fremde

Wiener Zeitung, März 2011

„Friedliches Innen“ bedeutet auf Vietnamesisch der Name der Protagonistin des Romans „Der Klang der Fremde“ von Kim Thúy. Die Flucht der Familie übers Meer hat diese Bedeutung über Bord gehen lassen, hat sie zu bloßen Lauten gemacht, die im Exil fremdländisch klingen. Die Muttersprache ist nutzlos geworden, doch eine Lehrerin in der neuen Heimat Kanada lehrt die verstummte Zehnjährige, ihre „Stimme aus den Winkeln ihres Körpers zu befreien, damit sie bis zu den Lippen aufsteigen konnte“.

Kim Thúy schreibt mit der Kraft der Überlebenden und lässt die entschwundene Zeit des Vietnamkriegs und der Boat people auferstehen. Ein roter Faden verbindet Klänge, Kontinente, Farben, Gerüche, Jahrzehnte, von einer behüteten Kindheit in Saigon über die Todesangst im Bauch des Fluchtbootes bis hin zum neuen Leben im fremden, aber freundlichen Quebec. Kim Thúy knüpft ein dichtes Geflecht von Erinnerungsfragmenten und kreiert Bilder, „die hinter geschlossenen Lidern weiterleuchten“.

Roman

Cover: Der Klang der Fremde

Antje Kunstmann Verlag, München 2010
ISBN 9783888976797
Gebunden, 159 Seiten, 14,90 EUR

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